Figur und Raum
Malerei aus fünf Jahrhunderten
Vortrag von Eberhard Stosch, Kunsthistoriker
Aus drei mach zwei: Malerei hat seit je die Gegenstände unserer dreidimensionalen Welt in die zwei Dimensionen des Bildes übersetzt. Seit der Renaissance werden Figur und Raum als Größen verstanden, die einander bedingen, ja sich wechselseitig erzeugen.
Die Entdeckung der Perspektive gibt der Malerei eine neue Grundlage, sie öffnet dem Betrachter ein Fenster auf die wirkliche Welt. Jahrhundertelang wurden Perspektive, Proportion und Anatomie zum unbezweifelbaren Fundament der Malerei. Dies galt bis zum Anbruch der Moderne. Der Kubismus sprengt die eine Perspektive, zeigt eine Vielheit von Perspektiven, die nebeneinander existieren. Der Futurismus bringt Bewegung ins Bild und lädt die Motive mit Dynamik auf.
Die Ideen dieser Moderne laufen im Bauhaus zusammen. Raum, Zeit, die Figur in der Bewegung werden neu gesehen, immer in der Absicht, in der Kunst die Dimension der Zukunft der Gesellschaft zu erschließen.
Heute sehen wir in der Kunst ein vielfältiges Nebenein-ander. Kunst und Leben scheinen zu verschmelzen. Der Umgang mit der Figur im Raum, ja mit dem Raum selbst, ist eine Konstante, die dem Betrachter erlaubt, sich im Labyrinth der Postmoderne zurechtzufinden.