Themen der Religionen
Im Zeichen der Reformation
mit Helge Adolphsen, Hauptpastor em. und Präsident von NEW GENERATION, im Gespräch mit Gästen
Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 kritischen Thesen an das Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Daher steht das Jahr 2017 ganz im Zeichen des Gedenkens an die Reformation in Deutschland vor 500 Jahren. Das soll im neuen Jahr den Schwerpunkt der Reihe „Themen der Religionen“ bilden.
Reformation kann nicht auf Luther begrenzt betrachtet werden. Schon vor ihm gab es kritische Geister. Jan Hus zum Beispiel. Neben Luther wirkten Zwingli, Calvin und andere an der Reformation kirchlichen Lebens und Glaubens mit.
In ganz Europa und weltweit werden die Anstöße und Wirkungen dieses Aufbruchs bedacht und gewürdigt: Der Einfluss auf die deutsche Sprache, auf die Literatur und die Musik, auf das Verhältnis zur katholischen Kirche, zur Ökumene, und letztlich auf das Verhältnis von Staat und Kirche und die Demokratie.
Erster Veranstaltung zum Thema:
Martin Luther – Das Magnificat verdeutscht und ausgelegt
Der siebzehnjährige Herzog Johann Friedrich von Sachsen, der einmal Kurfürst von Sachsen werden sollte, bat den zwanzig Jahre älteren Martin Luther um Kriterien für gutes Regieren. Luther betrachtete es als Teil seines Auftrags und des Auftrags jedes Theologen, Frömmigkeit und Gottvertrauen zu fördern. Er war überzeugt, dass Gottesvertrauen die Herzen zum Guten wenden kann und so entschied er sich als Botschaft an den Regierenden für das Magnificat, also für das Lied, das die schwangere Maria zum Lob Gottes singt. Für Luther hatte dieser Text eine so große Bedeutung, dass er ihn noch bevor er sich an die Übersetzung des Neuen Testaments machte, übersetzt und ausgelegt hatte.
Die Schauspielerin Katharina Schütz liest ausgesuchte Stellen aus dem Magnificat, musikalisch begleitet von Marina Bergmann, Saxophon.
Die Einführung in den Text hält Pastorin Ute Ehlert-In. Moderation: Helge Adolphsen
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Weitere Veranstaltungen:
Reformation und Kunst
Es kommt vor, dass aus dem Streit der Meinungen Folgen erwachsen, die von großer Bedeutung sind. Die Reformation stellt alles auf den Prüfstand. Mit einem Schlag war alles strittig. Und zum ersten Mal in der Geschichte wurden Bilder in den Dienst der streitenden Parteien genommen. Radikale Reformer beriefen sich auf das Bildnisverbot in der Bibel und forderten die Abschaffung der Bilder. Diese Kontroverse bildet einen der Höhepunkte der Reformation. Zwingli, aber vor allem Calvin, verurteilen religiöse Bilder und ihren Kult. Die katholische Kirche hält sie dagegen für unverzichtbar. Luther dagegen zeigt sich pragmatisch: Bilder kann man haben oder auch nicht – entscheidend ist, was man mit ihnen anfängt.
Der Kunsthistoriker und Theologe Eberhard Stosch im Gespräch mit Helge Adolphsen.
►Mo., 29.05.17, 16.30–18.00 Uhr
Das evangelische Pfarrhaus – 300 Jahre Glaube, Geist und Macht: Eine Familiengeschichte
Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Nietzsche, Gottfried Benn, Albert Schweitzer, Gudrun Ensslin, Klaus Harpprecht oder Angela Merkel – der prominenten evangelischen Pfarrerskinder gibt es viele. Das protestantische Pfarrhaus selbst prägte die deutsche Geistesgeschichte wie kaum eine andere Institution.
Der Journalist Cord Aschenbrenner, ständiger Mitarbeiter des Feuilletons der Neuen Zürcher Zeitung und Autor für die Süddeutsche Zeitung, erzählt die Geschichte des Pfarrhauses am Beispiel der deutsch-baltischen Pastorenfamilie von Hoerschelmann, die über neun Generationen hinweg geradezu idealtypisch das Wirken und Walten zwischen Glauben, Macht und bürgerlichem Leben verkörpert. Moderation: Helge Adolphsen