Faszination Spiele
Sein Interesse fürs Spiel machte Peter Lemcke zu einem Sammler, Museumsgründer und Experten. In einer neuen Veranstaltungsreihe möchte er seine Begeisterung mit den NEW GENERATION Mitgliedern teilen
Wer kennt sie nicht die Klassiker der Gesellschaftsspiele wie Mensch-ärgere-dich-nicht oder Monopoly? Sie haben so mancher Familie schon einen verregneten Tag gerettet, haben Spaß und Spannung gefördert, strategisches Denken und Geschicklichkeit angestachelt, uns als Verlierer nicht kapitulieren und als Gewinner triumphieren lassen.
„Spiele bilden das Leben ab, das Leben selbst ist Spiel“, sagt Peter Lemcke. Der Hamburger ist derart fasziniert von dem Themenfeld Spiel, dass er ihm einen großen Teil seines Lebens gewidmet hat. Er sammelte neue und alte Spiele, interessierte sich für sie als Kulturgut und gründete 1990 das erste deutsche Spielemuseum mit einer ersten Ausstellung im Altonaer Museum. „Doch wir waren dort nicht wirklich willkommen“ erinnert sich Lemcke. Als sich die Gelegenheit für einen Sitz in Chemnitz bot, griff der Hamburger zu. 1995 eröffnete er das Deutsche Spielemuseum Chemnitz, war bis 2010 sein Direktor und ist heute Ehrenvorsitzender.
Der gebürtige Hamburger, dessen Berufsleben in der Welt des Schauspiels begann, arbeitete nach seinem Studium der Theaterwissenschaften als Regisseur für Theater, Film und Fernsehen. Er leitete aber auch eine Werbeagentur und war als Autor, Chefredakteur und Verleger tätig. „Es gab viele Zufälle auf meinem Weg und ich ließ mich stets auf sie ein“, sagt Lemcke. So weckte beispielsweise die Suche nach einer Alternative zum Skatspiel für eine Runde mit Kollegen seine Leidenschaft. „Ich sah mich nach neuen Gesellschaftsspielen um, von da an verselbstständigte sich mein Interesse.“
Er sog alles auf, ob Spielgeschichte oder wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Spielen. „Der Spieleforscher Brian Sutton-Smith fand drei Prinzipien heraus, Spiele trainieren Fertigkeiten wie etwa beim Puzzle, Zufallsspiele arbeiten mit dem Unvorhergesehenen und strategische Spiele fördern Taktik, wie etwa Schach“, erklärt Lemcke. Komplexe Spiele bedienten alle drei Prinzipien und „je komplexer die Gesellschaft, desto komplexer die Spiele“, berichtet Lemcke, der selbst zum Spieleautor wurde. Während des Baus der Elbphilharmonie mit seinen ausufernden Kosten entwickelte er ein passendes Brettspiel. „Spiele nehmen auch gesellschaftliche Entwicklungen auf, man denke nur an das weltberühmte Monopoly, das 1904 als Lehrstück des Kapitalismus entstand“, so Lemcke. Auch der digitalen Spielwelt verschließt er sich nicht. Für die Förderung bei elektronischen Spielen initiierte er 2006 die deutschen eSport Meisterschaften für Schulen. „Hier sind Fingerfertigkeit und strategisches Denken ebenso gefragt, wie bei analogen Spielen“, sagt er.
An seiner Faszination für Spiele möchte Lemcke auch die Mitglieder von NEW GENERATION teilhaben lassen und bietet drei Nachmittage rund ums Spielen an.
Das Motto beim ersten Treffen lautet „Warum spielt der Mensch?“ Garniert mit Zitaten klassischer Autoren und Anekdoten aus der Spielgeschichte, wird an diesem Nachmittag auch gespielt werden. Zum zweiten Termin im November mit dem Motto „Spiele des Jahres 2022“ bringt der Spielexperte das Gewinnerspiel „Cascadia“ mit, das die Teilnehmer selbst ausprobieren können.
Zu Beginn des neuen Jahres ist ein weiterer Nachmittag mit dem Titel „Spiele, die Sie lieben“ geplant. Dazu können eigene Lieblingsspiele mitgebracht werden. „Wir spielen bis wir alt werden, aber wir werden alt, wenn wir nicht mehr spielen“, sagt Peter Lemcke. Was also gibt es besseres als zu spielen, um im Geiste jung zu bleiben? Ann-Britt Petersen